Dienstag, 7. Juni 2022

Rezension: The Sunrise in your Eyes

( Rezensionsexemplar )

Klappentext
Fotograf Maverick führt ein Doppelleben: Meistens lichtet er schillernde Hochzeiten ab, manchmal taucht er jedoch unter dem Namen Andy in Skid Row, dem Problembezirk von Los Angeles, ab, um das Leben abseits der schillernden Hollywood-Boulevards zu dokumentieren. Bei seiner Arbeit lernt er Lela kennen, die eigentlich Allegra heißt, ihm ihren wahren Namen jedoch verschweigt. Sie arbeitet neben dem Studium in Skid Row und will mehr über die Menschen dort erfahren. Was sie beide nicht wissen: Während sie sich gemeinsam auf die Suche nach Hoffnung in Zeiten der Dunkelheit machen, haben sie auch in ihrem Leben außerhalb von Skid Row längst Kontakt miteinander. Plötzlich steht Allegra zwischen zwei Männern: dem verschlossenen Andy, unter dessen rauer Schale sich ein großes Herz verbirgt, und dem mysteriösen Maverick, der sie mit seiner geheimnisvollen Art anzieht. Doch mit den Gefühlen wächst auch Allegras Angst, denn sie hat schon einmal einen geliebten Menschen verloren …

Meine Meinung
Nachdem ich mich zwischen den Seiten von "The Colors of your Soul" verloren und in die wunderschöne Geschichte von Pax und Holly verliebt habe, war ich ganz gespannt auf „The Sunrise in your Eyes“. In Band 1 konnte man Pax‘ Schwester Allegra, genannt Lela, am Rande kennenlernen und man hat bereits da gemerkt  dass sie ein komplexer Charakter ist, der viel zu erzählen hat. Und mit ihrem gefühlvollen Schreibstil konnte mich Kim Leopold auch hier wieder voll in ihren Bann ziehen, auch wenn die Geschichte um Maverick und Allegra so anders, so viel schwerer und ernster ist als die von Pax und Holly. Müsste ich "The Sunrise in your Eyes" in einem Satz zusammenfassen, wäre es wahrscheinlich:
Hier trifft Verzweiflung und Demut auf jede Menge Hoffnung.


Allegra und Maverick entführen den Leser in ihren Kapiteln in eine Welt, die so verbogen und gleichzeitig zu präsent ist, dass es wehtut: Skid Row, das Armutsviertel. Mit ihren eigenen Geschichten, den persönlichen Entwicklungen und der behutsamen Art der Autorin, die Schicksale zu präsentieren, entsteht hier eine vielseitige, teils dramatische und in ihrer Weise einmalige Erzählung, die mich gefesselt und berührt hat.

Man stolpert ein wenig in die Geschichte um Allegra, die zu Beginn des Buches bei ihrem Vater wohnt und hier sehr schnell wegmöchte, da die sich von ihrem Vater und ihren beiden Brüdern eingeengt fühlt. Dies hat nur schützende Gründe, die man kennt, wenn man Band 1 gelesen hat. In dieser Geschichte wird der Hintergrund für Leser ohne Vorkenntnisse vielleicht erst etwas später erwähnt, denn Allegras Ex-Freund hatte mit Drogen und einer Gang zu tun und Allegra ist mitverantwortlich dafür, dass dies aufgeflogen ist. Seitdem behütet ihre Familie sie sehr, sie möchte gleichzeitig aber ihre Eigenständigkeit wieder. So kommt es immer wieder zu Situationen, wo Allegra vielleicht etwas zu übermütig oder unüberlegt handelt und auch mal in Schwierigkeiten gerät. Gleichzeitig macht Allegra im Buch eine starke Entwicklung durch, indem sie lernt, auf eigenen Beinen zu stehen und versucht, auch ihre Familie mehr zu verstehen. Die Geschichte um ihren Ex-Freund sorgt auf jeden Fall für jede Menge Aufregung und Schreckmomente.

Maverick ist der ruhige Gegenpol zu der quirligen Allegra. Er ist Fotograf für Hochzeiten, hat hieran aber eigentlich wenig Spaß. Mit seiner Hintergrundgeschichte und seiner Erfahrung, wie es ist, auf der Straße zu leben, möchte er seine Familie aber Stolz machen und arbeitet deswegen weiterhin in dem Job. Nebenbei betreibt er einen Instagram-Account, wo er eindrucksvolle und ungefilterte Einblicke in das Leben auf Skid Rows Straßen gibt. Nun ist er auf dem Weg zu seiner ersten Ausstellung, um dort seine Identität (online nennt er sich Andy) offenzulegen. Maverick ist ein sehr verständnisvoller und liebevoller Charakter, der so viel gibt und so viel Hoffnung verbreitet. Ich mochte ihn von Anfang an wirklich sehr und habe ihn Seite für Seite mehr lieben gelernt.

Die Liebesgeschichte der beiden ist wahnsinnig schön und lustig zugleich. Denn beide verlieben sich direkt zweifach ineinander – Allegra und Maverick ineinander, während sie als Mieterin und Vermieter miteinander texten und Lela und Andy ineinander, als sie in Skid Row aufeinander treffen. Mit einem Schmunzeln freut man sich als Leser also schon darauf, wie es sein wird, wenn beide Welten kollidieren. Ich mochte die Beziehung der beiden sehr, da sie von gegenseitigem Respekt, Verständnis und viel Kommunikation geprägt ist. Einzig die kleinen Stolpersteine am Ende empfand ich als unnötig dramatisch, auch wenn diese irgendwie trotzdem gepasst haben.

Die größte Stärke des Buches ist jedoch der Einblick in Skid Row. Ich habe mich vor Beginn des Buches gefragt, wie die Thematik mit dem Oberthema "Social Media" zusammenpassen soll, aber die Autorin hat das wirklich toll gelöst. Immer wieder wird Mavericks Account angesprochen, seine Ausstellung und die Wirkung, die die Einblicke haben. Ich hatte während des Lesens das Gefühl, live in Skid Row dabei zu sein. Die Mischung aus der Demut, die Allegra und Maverick empfinden, wenn sie dort sind, aber auch die hoffnungsvolle Energie, die sie bei ihren "Einsätzen" verbreiten, war mitreißend. Die Emotionen von Beklemmung, Mitleid und Freude, die die Skid Row Szenen regelmäßig in mir ausgelöst haben, waren unglaublich.

Allegras und Mavericks Geschichte mag um einiges schwerer sein als die von Pax und Holly, aber sie ist deswegen nicht weniger schön. Die Autorin hat wunderbar behutsam, umfassend und würdevoll Einblicke in das Leben auf Skid Rows Straßen gewährt und mit zwei starken, emphatischen Charakteren eine mitreißende Liebesgeschichte geschrieben, die mich absolut begeistern konnte.

✨Bewertung✨
⭐⭐⭐⭐⭐/⭐⭐⭐⭐⭐








 

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