Sonntag, 29. November 2020

Rezension: Wie die Stille vor dem Fall ( Erstes Buch )

 

( Rezensionsexemplare )

Klappentext
Was macht dein Herz? 
Es schlägt noch.

Bevor ich mich auf die Wette einließ, dass ich jedes Mädchen – selbst Shay Gable – dazu bringen würde, sich in mich zu verlieben, war ich mir sicher, dass ich nichts von den Dingen, die Shay mir geben könnte, jemals wollte. Doch schon bald konnte ich an nichts anderes mehr denken: Glück. Das Gefühl, zu Hause zu sein. Einen sicheren Ort zu haben, um mich fallen zu lassen. Hoffnung. Liebe. Ihre Seele. Und ihr Licht. Doch was konnte ich ihr im Gegenzug geben? Meine Narben. Meine Angst. Meine Schwere. Meinen Schmerz. Meine Dunkelheit. Das war nicht fair. Und deshalb stieß ich Shay von mir. Ich sorgte dafür, dass sie niemals zu mir zurückkehren würde – bevor ich ihr sagen konnte, dass ich sie ebenfalls liebe.

Meine Meinung
Brittainy C. Cherry gehört zu den Autorinnen, deren Bücher - sobald ich erfahre, dass es Nachhub von ihr geben wird - gedanklich schon längst bei mir eingezogen sind. Und so sehr ich mich auch jedes Mal auf eine neue Geschichte von ihr freue, so sicher kann ich mir sein, dass mein Herz während des Lesens ebenso viel leiden wie lieben wird. Die Geschichten, die sie schreibt, gehen einem nicht nur einfach unter die Haut - sie berühren das Herz, sie berühren die Seele und sie nehmen all deine Gedanken und Gefühle für sich ein. Ihre Geschichten regen zum Nachdenken an. Sie öffnen einem die Augen. Sie lassen einen durch die Charaktere, die sie erschafft, Dinge fühlen, die man sich selbst vielleicht sonst nicht zu fühlen erlauben würde. Sie sorgen dafür, dass man sich verstanden und weniger alleine fühlt. Sie berühren, bringen einem zum Lachen und zum Weinen und sie heilen. In den Charakteren, die sie erschafft, finde ich mich ganz oft selber wieder. Manchmal habe ich während des Lesens das Gefühl, die Worte vor meinen Augen stammen aus meinen eigenen Gedanken, weil sie so zutreffend und so unwahrscheinlich nachvollziehbar sind, dass es eigentlich gar nicht sein kann, dass sie von jemand anderem als mir selbst stammen. Aber genau das ist die Macht, die Brittainy's Worte haben und die sie so besonders, so wertvoll und so einzigartig machen.

»Du sagst, ich würde immer strahlen wie ein Regenbogen, aber dir ist schon bewusst, dass es ohne Regen keinen Regenbogen geben kann, oder?«

Shay hat sich innerhalb weniger Seiten einen festen Platz in meinem Herzen gesichert. Sie ist eine der bodenständigsten, ehrlichsten, positivsten und sympathischsten Protagonistinnen, die ich bisher kennenlernen durfte. Auch wenn innerhalb der Geschichte nicht immer wieder erwähnt worden wäre, wie angenehm ihre Gegenwart ist, wüsste ich, dass es so ist. Weil man genau das auf jeder einzelnen Seite spürt. Man spürt, dass Shay zu den wenigen Menschen gehört, die auf die Frage "Wie geht es dir?" eine ehrliche Antwort hören möchten, weil sie sich wirklich für das Wohlergehen anderer interessieren. Man spürt, dass sie jemand ist, auf den man sich zu jeder Zeit zu einhundert Prozent verlassen kann und der einem niemals in den Rücken fallen würde. Man spürt, dass sie Menschen niemals grundlos verurteilen würde und vielleicht nicht einmal dann, wenn es einen Grund gäbe. Sie hat so ein großes, reines und liebendes Herz und meine Bewunderung ihr gegenüber ist, mit jedem Mal wo ich sie noch ein bisschen näher kennengelernt habe, weiter gewachsen. Shay ist nicht nur die beste Freundin, die sich jeder wünscht, sondern auch der Mensch, der man selber gerne sein würde. Am meisten berührt hat mich aber nach und nach auch ihre Ecken und Kanten, ihre Narben und ihre Risse zu Gesicht zu bekommen. Auch ihr verletzliche, traurige und angeknackste Seite kennenlernen zu dürfen. Denn genau diese Seite hat sie in meinen Augen noch einmal stärker, hat sie für mich zu einer Kämpferin gemacht. Shay ist niemand, der nach einem Sturz am Boden liegen bleibt, sondern die Person, die - während sie sich selbst wieder aufzurappeln versucht - alles dafür gibt, auch die Menschen um sie herum, die ebenfalls am Boden liegen, mit hochzuziehen. Es ist unmöglich sie nicht absolut zu lieben und zu bewundern.

Wenn jemand deinen Schmerz sah und nicht wegschaute, fühlte es sich an wie ein Geschenk, als würde dieser Mensch dir erlauben, so zu sein, wie du bist, ohne dich dafür zu verurteilen.

Eines meiner Highlights in diesem Buch und gleichzeitig eines der schmerzhaftesten Dinge, war die Darstellung von Landon's Gedanken- und Gefühlswelt. Wie auch bei Shay muss man ganz genau hinsehen, um zu erkennen,  wie es wirklich in ihm drin aussieht. Denn das, was er allen Menschen um sich herum zeigt, ist nichts als eine Fassade. Eine meterhohe Schutzmauer, die er um sein Herz gezogen hat und hinter die er niemanden einen Blick zu werfen erlaubt. Und warum? Aus Angst, dass diese Person sein wahres Ich sehen und ihm all die negativen und grausamen Gedanken, die er über sich selbst hat, bestätigen würde. Landon ist nicht nur angeknackst, er ist gebrochen. Er ist verloren, alleine und hat ein vollkommen falsches Bild von sich. Man als LeserIn bekommt zwar einen Einblick in all seine schmerzvollen Gedanken, lernt ihr aber gleichzeitig ganz anders kennen. Man lernt ihn als talentierten, liebevollen, lustigen und unfassbar wertvollen Menschen mit einem Herzen kennen, das sich nichts sehnlicher wünscht, als zu lieben und Liebe zu empfangen. Nur, dass das auch gleichzeitig die beiden Dinge sind, vor denen er am meisten Angst hat. Je näher man Landon kennenlernt, desto klarer wird, wie wichtig es ist, sich die Mühe zu machen, einen Menschen wirklich zu sehen. Nicht nur durch ihn hindurch zu schauen, sondern in ihn hinein. Wie wichtig es ist, dafür zu kämpfen, einen Blick hinter die Fassade zu werfen. Denn manchmal ist es genau das, was die andere Person am meisten braucht. Jemanden, der sie sieht. Wirklich sieht. Jemanden, der nicht wegschaut.

»Wir sind alle ein bisschen angeknackst. Wenn du denkst, irgendjemand hätte keine Risse, Narben und keine Geschichte, dann hast du nicht genau hingeschaut. Wir sind nicht auf die Welt gekommen, um perfekt zu sein. Wir sind hier, um menschlich zu sein. Um zu leben. Zu fühlen. Schmerz zu empfinden. Zu lieben. Zu weinen. Zu existieren. Und das bringt ein paar Schrammen mit sich. Du musst nicht perfekt sein, um zu lieben oder geliebt zu werden. Du musst nur mutig genug sein, der Welt deine Narben zu zeigen und sie schön zu finden.«

Shay und Landon sind zwei unglaublich greifbare und authentische Charaktere bei denen es einem leicht fällt, absolut mit ihnen mitzufühlen. Die Verbindung, die zwischen den beiden dadurch entsteht, dass sie sich einander öffnen und dem jeweils anderen die Seite von sich zeigen, die dem Rest der Welt verborgen bleibt, ist nicht nur etwas ganz Besonderes - sie ist zum Teil auch ihre Rettung. Denn auch, wenn es einem anderen Menschen vielleicht nicht direkt gelingt, einem den Schmerz, der einen zu verschlucken droht, zu nehmen, so kann er doch der Anker sein, der einen vor dem Ertrinken rettet. Er kann die Einsamkeit weniger einsam machen und die innere Leere - wenn auch vielleicht nur zum Teil - ausfüllen. Manchmal genügt es schon, mit seiner Traurigkeit und seinem Schmerz nicht alleine zu sein und manchmal ist das, was man gerade in solchen Moment am meisten braucht, einfach ein offenes Ohr, das einem zuhört und offene Arme, die einen halten, wenn man selbst die Kraft dafür nicht mehr hat. Und genau diese Dinge sind es, die die Liebesgeschichte zwischen Shay und Landon so intensivemotional, tiefgründig und ergreifend machen. Ihre gemeinsame Geschichte - oder besser gesagt der Beginn ihrer gemeinsamen Geschichte - ist ein Mix aus schmerzhaft und wunderschön. Sie sorgt für Verzweiflung, aber schenkt auch Hoffnung. Sie lässt einen ziemlich leiden, aber noch viel mehr lieben. Sie berührt einen, geht einem unter die Haut und verankert sich tief im Herzen. Sie zaubert einem ebenso ein Lächeln ins Gesicht, wie sie dafür sorgt, dass die Tränen rollen. Und sie überzeugt mit ihrer absoluten und puren Echtheit und Greifbarkeit.

Manchmal war das Schwierigste, was ein Mensch tun konnte, zusammenzubrechen. Es bedurfte wahrer Stärke, um so verletzlich zu sein.

Was mich noch einmal mehr darin bestätigt hat, dass BCC nicht ohne Grund zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen gehört? Der Fakt, dass sie das Thema "Depressionen" mit in das Buch eingebaut hat und die Art und Weise, wie sie diese Thematik innerhalb der Geschichte behandelt. Sie geht wunderbar sensibel damit um und auch, wenn sich Depressionen natürlich bei jedem Menschen anders zeigen können, so ist ihre Darstellung hier schon sehr authentischgreifbar und vor allem sehr gut nachzuvollziehen. Ich bin der Meinung, dass selbst diejenigen, die nicht von Depressionen betroffen sind, hierdurch eine ungefähre Ahnung davon bekommen, was es für einen Menschen bedeutet, täglich gegen diese ankämpfen zu müssen. Wie es sich anfühlt, diesen Kampf immer wieder aufs Neue zu verlieren. Wie schwer es ist, sich selbst eingestehen zu müssen, dass man nicht alleine mit ihnen fertig wird, sondern auf die Hilfe ander angewiesen ist. Und wie lange es dauern und wie unfassbar schwer es sein kann, an genau diesen Punkt überhaupt erstmal zu gelangen. Vieles von dem, was ich hier diesbezüglich gelesen habe, hat wirklich unglaublich wehgetan. Aber dass es mich so sehr berührt und ergriffen hat, hat mir nur noch einmal mehr gezeigt, wie wichtig es der Autorin gewesen sein und wie viel sie dafür gegeben haben muss, ihre LeserInnen genau auf diese Art und Weise zu erreichen. Aber wisst ihr, was ich am allertollsten finde? Dass BCC die Liebe zwar als Grund benutzt, dafür zu kämpfen, sich aus dieser schrecklichen Dunkelheit zu befreien und alles dafür zu geben, sich wieder besser zu fühlen, sie diese aber nicht als Wundermittel zur Heilung benutzt.

Wir gebrochene Herzen brauchen die Liebe am dringendsten. 

Eine Sache, die mich zudem immer wieder aufs Neue in den Büchern der Autorin überrascht, ist, wie sie es schafft, den Charakteren so viel Persönlichkeit zu verleihen und sie so zu erschaffen, dass sie einem während des Lesens wirklich enorm wichtig werden und einem so ans Herz wachsen. Sie werden zu Menschen, die sich wie Freunde oder sogar Familie anfühlen und auch, wenn sie allesamt fiktiv sind, so schaffen sie es doch, dass man sich ebenso mit ihnen freuen kann, wie man wiederum in anderen Situationen mit ihnen gemeinsam leidet. Sie sind nicht nur irgendwelche Namen auf Papier. Sie sind der Grund dafür, dass ich während des Lesens so unwahrscheinlich viel fühle. Dank ihnen habe ich über die Jahre einen riesigen Freundeskreis aufgebaut und eine zweite Familie dazu gewonnen. Und auch, wenn sie vielleicht nicht wirklich existieren, so leben sie doch in meinem Herzen. Ein Charakter aus diesem Buch, der es besonders schnell und intensiv in mein Herz geschafft hat, ist Shay's Großmutter. Diese Frau ist wirklich etwas ganz Besonderes und es ist unmöglich, sie nicht wahnsinnig zu lieben und sich jemanden wie sie in seinem Leben zu wünschen. Deshalb bekommt sie auch diese besondere Erwähnung in meiner Rezension.

»Wenn er mir das Herz bricht, dann hoffe ich, dass die Risse eine gute Geschichte zu erzählen haben.«

Das Ende des ersten Buches ist bittersüß. Es ist vielleicht nicht das Ende, für das man sich vorzugsweise entscheiden würde, wenn man die Wahl hätte, aber es ist genau richtig für die Entwicklung der Charaktere und den Fortgang der Geschichte. Das Ende schmerzt etwas, aber trotzdem kann ich die Entscheidung, die getroffen wurde, absolut nachvollziehen. Und neben dem Schmerz gibt es zum Glück ganz viel Hoffnung. Hoffnung darauf, dass das Ende erst der Anfang ist.
Aber unabhängig davon, wie es im zweiten Band weitergehen und was dort passieren wird, der erste Band gehört auf jeden Fall zu den emotionalsten, tiefgründigsten, schmerzhaftesten, hoffnungsvollsten, intensivsten, ehrlichsten, wichtigsten und zugleich wunderschönsten Büchern, die ich bisher gelesen habe!
Brittainy C. Cherry ist eine Künstlerin, die anstelle eines Pinsels, ihre Worte dafür benutzt, Kunstwerke zu erschaffen. Denn genau das ist jedes einzelne Buch von ihr: ein Kunstwerk.

Bewertung
⭐⭐⭐⭐⭐/⭐⭐⭐⭐⭐


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