Sonntag, 25. Oktober 2020

Rezension: Things We Never Said - Geheime Berührungen

 

( Rezensionsexemplar )


Klappentext
Eine Liebe, die nicht sein darf. Eine Liebe, die stärker ist als jede Vernunft. 

Dahlia erkennt sich selbst nicht wieder. Bei keinem Mann hat sie je so empfunden wie bei Michael. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Dabei ist er tabu für sie, denn sie ist in einer festen Beziehung. Als sie ihren Freund am Abend sieht, durchzuckt es sie wie ein Blitz: Er stellt ihr seinen besten Kumpel vor - ausgerechnet Michael. Dahlia kommt mit ihm überein, ihre tiefen Gefühle zu ignorieren, um niemandem wehzutun. Das Einzige, was ihnen bleibt, sind verborgene Blicke, in denen sie die Sehnsucht des anderen lesen. Kleine Berührungen, von denen sie wünschen, es könnte mehr daraus werden. Es bricht Dahlia das Herz mitzuerleben, wie Michael andere Frauen kennenlernt. Aber nach einer schmerzhaften Ewigkeit bricht sich das Verlangen Bahn - mit fatalen Konsequenzen …

Meine Meinung
Samantha Young gehört schon sehr sehr lange zu den Autorinnen, deren Bücher ich blind kaufe. Sobald ich erfahre, dass es ein neues Buch von ihr geben wird, ist es gedanklich schon längst bei mir eingezogen, weil diese Frau mich wirklich noch NIE enttäuscht hat. Jedes einzelne ihrer Bücher habe ich bisher absolut geliebt und auch "Things We Never Said" ist da keine Ausnahme. Die Geschichte von Dahlia und Michael hat mich vom allerersten Moment in ihren Bann gezogen, mich gefesselt und wird mich vermutlich - zumindest gedanklich - auch jetzt, nachdem ich das Buch beendet habe, nicht so schnell wieder loslassen.

Bevor wir uns trafen, wusste ich nichts davon, dass ich einen gewissen Teil in mir noch nicht kannte.

Die Autorin hat einfach ein unglaubliches Talent dafür, Worte so einzusetzen, dass sie ihren LeserInnen unter die Haut gehen und sie ganz tief berühren. Ihr Schreibstil ist ebenso humorvoll und locker, wie gefühlvoll und tiefgründig und diese Mischung schafft es, dass ihre Geschichten einen auf jeder Ebene emotional erreichen. Vieles, was sie schreibt, hat so viel Gewicht, dass man während des Lesens manchmal das Gefühl bekommt, davon in die Tiefe gezogen zu werden, aber genau diese Momente sind es, die ich am meisten in ihren Büchern liebe. Weil sie zeigen, was für eine gewaltige Kraft ihre Worte haben und ich genau hier am allermeisten mit den Charakteren mitfühle.

»Wenn man eine Person liebt, sogar an Tagen, an denen man sie hasst, dann weiß man, es handelt sich um wahre Liebe.«

Dahlia und Michael sind für mich zwei unglaublich besondere Charaktere und zwei der Protagonisten, die es bisher am meisten geschafft haben, mich zu berühren. Das Faszinierende an ihnen ist, dass man sie beide als sehr schlagfertige, direkte und humorvolle Menschen kennenlernt und schon auf den ersten Seiten dank ihrer Neckereien und der Art und Weise, miteinander umzugehen, ein Dauergrinsen auf dem Gesicht hat. Allerdings wendet sich das Blatt so rapide schnell, dass ich gefühlsmäßig komplett überfordert war. Denn auf einmal ist da nichts mehr von dieser Lockerheit. Da sind auf einmal zwei gebrochene und verletzte Menschen, die schon lange Zeit nicht mehr wirklich leben, sondern nur noch existieren und die sich Tag für Tag durchkämpfen. Da ist plötzlich so viel Verlust, Trauer, Schmerz, Wut und brennende Sehnsucht, dass ich das Buch mehrfach zur Seite legen und einmal kurz durchatmen musste. Hinzu kommen starke Schuldgefühle, sowie das Problem, sich selbst nicht vergeben zu können. Ihre Liebesgeschichte ist alles andere als leichte Kost, aber ich habe schon lange nicht mehr so viel während des Lesens gefühlt wie bei diesem Buch. Mir sind mehrfach die Tränen gekommen, es gibt viele Gänsehautmomente und die Geschichte der beiden hat mich nicht nur zum Nachdenken gebracht, sondern sich tief in meinem Herzen verankert.
Es ist hier tatsächlich so, dass es scheint, als hätten die beiden bei ihrer ersten Begegnung ein Brandmal auf dem Herzen des jeweils anderen hinterlassen und als wäre dadurch eine Verbindung zwischen ihnen entstanden, die stärker ist als man sich eigentlich vorstellen kann. Ich habe kurzzeitig darüber nachgedacht, ob diese intensiven Gefühle zwischen ihnen nicht zu übertrieben sind, aber bin zu dem Entschluss gekommen, dass das nicht sein kann. Nicht, wenn ich die Liebe zwischen ihnen so überdeutlich spüren kann, dass sie mich ebenso leiden und verzweifeln lässt, wie die beiden selbst. Nicht, wenn sie mich in den schwierigen Zeiten zum Weinen bringt und mich in den schönen Zeiten so unglaublich viel fühlen lässt. Und nicht, wenn ich von der allerersten bis zur allerletzten Seite mit den beiden mitgekämpft habe und zwischenzeitlich innerlich mindestens genauso hin-und hergerissen war wie Dahlia und Michael. Das, was da zwischen ihnen ist, kann ICH zwar nicht mit Worten beschreiben, aber die Autorin hat es geschafft, es mit ihren eigenen wunderbar echt rüberzubringen. Das muss man einfach selber gelesen haben, um es verstehen und vor allem nachempfinden zu können.

Aber nicht nur die Liebesgeschichte in diesem Buch war eine große Überraschung für mich, sondern auch all die wunderbaren Nebencharaktere, die sich allesamt einen Platz in meinem Herzen gesichert haben. Die wohl größte Überraschung war, dass die Charaktere aus zwei von Samantha Young's anderen Büchern - nämlich aus "The Real Thing" und "Every Little Thing" - hier eine sehr große Rolle spielen. Beide Bücher samt all ihrer Charaktere habe ich damals wahnsinnig geliebt und ihnen hier jetzt wieder zu begegnen und sie während des gesamten Verlaufs der Geschichte auch ein Stück auf ihrem Weg weiter begleiten zu können, war so unfassbar schön und hat mich wirklich riesig gefreut. Während ich jeden Moment mit ihnen genossen und sie Seite für Seite noch ein Stücken mehr ins Herz geschlossen habe, gab es auch einige neue Nebencharaktere, die mein Herz ebenfalls im Sturm erobert haben. Auch außerhalb der Liebesgeschichte gibt es in Verbindung mit diesen unwahrscheinlich viele emotionaleintensive und tiefgründige Momente, die enorm aussagekräftig sind und mich mindestens genauso berührt haben. Zudem sind die Freundschaften in diesem Buch wirklich etwas ganz Besonderes und je näher man all die Charaktere kennenlernt, desto mehr wünscht man sich, selbst Teil dieser kleinen Gruppe - einer Gruppe, die wie eine kleine eigene Familie ist - zu sein.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren fügten sich die Teile zusammen, die in meinem Inneren gefehlt hatten. Sie saßen jetzt an anderen Stellen als zuvor, aber sie schlossen die Lücke in meinem Herzen.

Dieses Buch greift so viele verschiedene wichtigen Themen auf und behandelt jedes einzelne von ihnen nicht nur in genau dem richtigen Tempo, sondern auch mit der nötigen Sensibilität und Intensität. Es geht um Verlust und Trauerbewältigung. Darum, sich von falschen Schuldgefühlen und selbstauferlegten Pflichten zu befreien und mit den Dingen der Vergangenheit, die einen daran hindern, nach Vorne zu blicken und dazu in der Lage zu sein, zu LEBEN anstatt bloß zu ÜBERleben, endlich abzuschließen und diese loszulassen. Es geht um die Liebe - die bedingungslose Liebe, die einen nicht loslässt und die bei der man lernt, dass sie die größte Bereicherung des Lebens ist. Und die Liebe, die man an einem gewissen Punkt loslassen MUSS, um nicht an ihr zu ersticken und sich von ihr nicht kaputt machen zu lassen. Es geht um Vergebung - darum, dass es ebenso wichtig ist, sich selbst vergeben zu können, wie auch anderen und darum, dass diese Vergebung manchmal das Einzige ist, was es braucht, um endlich mit etwas abschließen zu können. Es geht um Familie und Freundschaft, um Zusammenhalt, Loyalität und das Wissen darüber, dass dort immer jemand ist, auf den man sich voll und ganz verlassen kann. Das Wissen darüber, niemals allein zu sein. Es geht darum, dass es in Ordnung ist, immer und immer wieder neue Fehler zu machen, solange man sich diese eingesteht, aus ihnen lernt und alles dafür tut, sie kein weiteres Mal zu begehen. Und es geht darum, dass der härteste Kampf im Leben manchmal der ist, den unser Verstand und unser Herz miteinander führen und nur man alleine die Macht hat, diesen zu beenden.

»Ich kann zwar ohne dich existieren, Dahlia, aber ich kann nicht ohne dich leben. Tu mir das nicht an.«

Dieses Buch ist in meinen Augen wieder einmal ein absolutes Meisterwerk der Autorin, bei dem ich wirklich jedem nur ans Herz legen kann, es zu lesen. Für mich zählt es auf jeden Fall zu meinen Jahreshighlights und auch, wenn die Geschichte alles andere als unkompliziert und leicht ist, würde ich diesen steinigen Weg jederzeit wieder mit den Charakteren gehen. Einfach, weil sie so viel zu bieten hat und einen ebenso zum Nachdenken anregt, wie sie einen berührt.

Bewertung
⭐⭐⭐⭐⭐/⭐⭐⭐⭐⭐





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