Donnerstag, 11. Juni 2020

Rezension: Lips Don't Lie



( Rezensionsexemplar )

Klappentext

The more you love, the less you fear.


Tristan ist seit dem Tod seines Vaters Mitglied in der FiftySeven, der gefährlichsten Gang in Millers, Arkansas. Wer dabei ist, gehorcht. Wer austreten will, stirbt. Alle Hoffnungen auf eine bessere Zukunft hat Tristan längst aufgegeben – bis Riley in sein Leben tritt. Doch er darf ihr seine Gefühle niemals zeigen, denn wer ihm etwas bedeutet, wird zur Zielscheibe der Gang.

Riley hat gelernt, niemals aufzugeben. Als sie nach Millers zieht und Tristan begegnet, fasziniert sie der unnahbare Bad Boys sofort. Obwohl sie ständig aneinandergeraten, sieht Riley hinter Tristans harte Fassade. Und je näher sich die beiden kommen, desto mehr möchte Riley Tristan helfen, aus der FiftySeven auszutreten. Doch er wäre nicht der Erste, der dabei sein Leben lässt …

Meine Meinung
Ich habe mich wirklich wahnsinnig auf dieses Buch gefreut. Nicht nur, dass mir das wunderschöne Cover gleich ins Auge gestochen ist, auch der Klappentext hat mich auf Anhieb total angesprochen. Das Thema "Gang" habe ich bisher nur ganz selten in Büchern gesehen und da ich etwas Abwechslung immer mal wieder sehr gerne habe, habe ich mich umso mehr auf die Geschichte gefreut.
Der Schreibstil der Autorin ist gewöhnungsbedürftig. Die Sätze sind meinst recht kurz, der Lesefluss nicht so wirklich gegeben. Ich habe mich lange Zeit schwer damit getan, weiterzulesen, weil ich das Lesen als eher anstrengend empfunden habe. Es hat mir keinen wirklichen Spaß gemacht und ich war echt erleichtert, als ich das Buch beendet hatte. Denn leider ist der Schreibstil nicht das Einzige, was mir hier nicht so zugesagt hat.

Tristan ist der Charakter mit der meisten Tiefe in diesem Buch, doch auch bei ihm ist mir diese viel zu wenig vorhanden gewesen. Er ist in ein Leben geboren worden, mit dem er alles andere als zufrieden ist und aus dem er aber auch nicht mehr so einfach herauskommt. Er ist ein ziemlicher Kopfmensch, der sich über alles sehr viele Gedanken macht, hat aber oftmals überhaupt nicht die Chance, so zu handeln, wie er gerne würde oder wie er es für richtig hält, weil so viele Erwartungen an ihn gestellt werden. Was mir beim ihm sehr gut gefallen und auch dafür gesorgt hat, dass ich ihn als zumindest teilweise greifbar empfunden habe, war die innerliche Zerrissenheit. In ihm drin bekämpfen sich das Schicksal, von dem er glaubt, es annehmen zu müssen, und der Wunsch, diesem den Rücken zu kehren. Tristan sieht es ein, wenn er Dinge tut, die nicht in Ordnung sind und erkennt, dass er sie nur aus dem Druck heraus, der auf ihm lastet, tut. Er war der Einzige, bei dem ich wirklich das Gefühl vermittelt bekommen habe, dass hier eine kleine charakterliche Entwicklung stattfindet. Allerdings hätte ich mir gewünscht, das mehr auf sein Gangleben, sowie auf die kleinen Hoffnungsschimmer für ihn, die hin und wieder auftauchen, eingegangen worden wäre. So ist das Ganze nämlich leider sehr oberflächlich geblieben und konnte mich nur wenig erreichen.

Mit Riley als Protagonistin bin ich überhaupt nicht klargekommen. Sie ist ein sehr selbstbewusstes und toughes Mädchen, das definitiv nicht auf dem Mund gefallen ist. Nur ist es bei ihr leider so, dass das, was ich bei den meisten Protagonistinnen sonst so bewundere, einfach nur furchtbar nervig und anstrengend war. Denn ihr Selbstbewusstsein steht ihr eher im Weg. Sie provoziert andauernd, man hat das Gefühl, als wäre sie ständig auf Streit aus und sie ist eine absolute Besserwisserin. Bei ihr hat keinerlei Weiterentwicklung im Laufe der Geschichte stattgefunden, weil sie sich von niemandem hat etwas sagen oder auch nur raten lassen. Sie hat in meinen Augen einfach krampfhaft versucht, cool zu wirken und hat damit aber genau das Gegenteil bewirkt. Ihr Verhalten war mir oftmals zu unreif und vor allem unüberlegt und damit war sie mir leider absolut unsympathisch. Bei ihr hat auch jegliche Tiefe gefehlt und ich habe keine Chance dazu bekommen, eine Beziehung zu ihr aufzubauen.

Auch die Liebesgeschichte konnte mir nicht wirklich zusagen. Das fängt damit an, dass ich das Gefühl hatte, die einzige Gemeinsamkeit der beiden ist Basketball, geht über fehlende Dialoge und gemeinsame Momente ( des Kennenlernens ) bis hin zum kompletten Ausbleiben der Gefühle zwischen ihnen. Mir hat die Verbindung gefehlt - ein Grund dafür, dass sie sich ineinander verlieben. Denn diesen gibt es meiner Meinung nach überhaupt nicht. Es gibt keine Anziehungskraft, kein Bauchkribbeln und auch sonst nichts, das einen in irgendeiner Weise mit den beiden mitfühlen lässt. Tristan stößt sie lange Zeit weg, es gibt viele Streitereien und wenn es dann doch mal gut zwischen ihnen läuft, geht es fast ausschließlich um Basketball.

Generell spielt Basketball in diesem Buch meiner Meinung nach eine viel zu große Rolle und hat einen ordentlichen Teil dazu beigetragen, dass sich die Geschichte gezogen hat wie Kaugummi. Wenn man sich nicht gerade für diesen Sport interessiert oder sich viel damit beschäftigt, sind einige Passagen wirklich einfach nur langweilig und anstrengend zu lesen. Das finde ich unglaublich schade, weil die Autorin diese Zeit hätte für weitaus wichtigere Dinge nutzen können - zum Beispiel für mehr Momente zwischen Tristan und Riley oder auch für eine nähere Beschreibung und Erklärung des Ganglebens.

Die Nebencharaktere in diesem Buch waren mir allesamt zu oberflächlich und austauschbar. Sie haben nur wie eine Ergänzung der Geschichte gewirkt, die aber auf dessen Verlauf keinerlei Auswirkungen hat. Ich bin immer ein sehr großer Fan von greifbaren und authentischen Nebencharakteren, die ihren Teil zur Geschichte beitragen, dessen eigene Geschichten nebenher etwas erzählt werden oder zu denen man zumindest eine Beziehung aufbauen kann. Aber nachdem das ja nicht mal bei den Protagonisten so wirklich der Fall gewesen ist, sollte es mich eigentlich auch nicht wundern, dass es bei den Nebencharakteren erst recht nicht so war. Schade ist es trotzdem.

Alles in allem konnte dieses Buch meine Erwartungen traurigerweise überhaupt nicht erfüllen und hat mich tatsächlich ziemlich enttäuscht. Mir haben die Tiefe und die Gefühle gefehlt, die Charaktere waren nicht greifbar und authentisch genug, die eigentlich wichtigen Themen haben eine zu kleine Rolle gespielt und banale Dinge wurden in den Vordergrund gestellt. "Lips Don't Lie" ist ein Buch mit Potential, das aber leider nicht voll ausgeschöpft worden ist. Wenn man auf der Suche nach einer leichten Geschichte ist und nicht erwartet, vollkommen vom Hocker gehauen zu werden, kann man dieses Buch durchaus lesen. Ansonsten sollte man vielleicht lieber zu einem anderen greifen.

Bewertung
⭐⭐/⭐⭐⭐⭐⭐




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