Freitag, 27. März 2020

Rezension: All Saints High - Die Prinzessin

( Rezensionsexemplar )

Allgemeines zum Buch
Titel: All Saints High - Die Prinzessin
Autor/in: L. J. Shen
ISBN: 978-3-7363-1123-7
Verlag: LYX
Genre: New Adult
Seitenzahl: 443
Preis: 12,90€

Klappentext
Bereits mit unserem ersten Kuss waren wir dem Untergang geweiht … 
Daria Followhill ist reich, wunderschön und das beliebteste Mädchen der All Saints High. Sie müsste sich wie eine Prinzessin fühlen. Doch ihr Leben ist alles andere als perfekt. Seit sie vor vier Jahren aus Eifersucht die Zukunft der gleichaltrigen Silvia Scully zerstört hat, plagen sie schlimme Schuldgefühle. Als sie nun erfährt, dass Silvias Zwillingsbruder Penn nach dem Tod seiner Mutter kein Zuhause mehr hat, sorgt sie kurzerhand dafür, dass ihre Eltern Penn bei sich aufnehmen. Und obwohl er keinen Zweifel daran lässt, dass er Daria hasst, ist sie machtlos gegen das heftige Kribbeln zwischen ihnen. Dabei weiß sie, dass seine Liebe sie zerstören könnte ...

Meine Meinung
Ich habe mich, nachdem ich die "Sinners of Saint" Reihe von L. J. Shen so geliebt habe, wirklich wahnsinnig auf dieses Buch hier gefreut! In der neuen "All Saints High" Reihe geht es um die nächste Generation, also die Kinder der "Hot Holes" und der erste Band erzählt die Geschichte von Daria, der Tochter von Jamie und Mel. Dadurch, dass ich diese beiden bereits in "Rough Love" kennengelernt habe, war es anfangs erstmal komisch, sie nun aus einer ganz anderen Perspektive - nämlich der ihrer Tochter - zu betrachten. Gleichzeitig habe ich mich total darüber gefreut, die Geschichte der beiden nebenher weiterverfolgen zu können und zu sehen, wie es nach dem Ende ihres Buches mit ihnen weitergegangen ist.

Jeder hat seine Geschichte, und wir alle haben Kapitel, die wir lieber nicht laut vorlesen.

Der Schreibstil der Autorin ist einfach jedes Mal unfassbar fesselnd, intensiv, emotional und süchtig machend. L. J. Shen schreibt keine klassischen Liebesgeschichten, sondern weicht von dem "typisch ..." ab. All ihre Bücher sind etwas Besonderes und Einzigartiges.
Der Prolog findet in der Vergangenheit statt und erzählt quasi den ersten Teil des Klappentextes detaillierter. Man bekommt einen ersten Eindruck von den Charakteren und schon hier bin ich wirklich überrascht worden. Denn man bekommt zwei völlig unterschiedliche Sichten von ein- und derselben Sache gezeigt und muss sich anhand dessen seine eigene Meinung bilden. Auch die erste Begegnung zwischen Daria und Penn findet im Prolog statt und ist definitiv eine der Sorte, die man nicht so schnell vergisst. Da ist von Anfang an eine besondere Verbindung zwischen ihnen, die aber weder sie beide noch man selbst als LeserIn so richtig begreifen kann. Allerdings spürt man einfach, dass dies ein ganz wichtiger und für den Fortgang der Geschichte bedeutungsvoller Moment ist. Das erste Kapitel startet dann mit einem Zeitsprung von vier Jahren und setzt beim zweiten Teil des Klappentextes an. Hier merkt man schon sehr schnell, dass sich einiges innerhalb dieser Jahre verändert hat und das sorgt dafür, dass man wissen möchte, was genau sich verändert hat und vor allem warum.
Ich bin auf jeden Fall sehr gut und schnell in die Geschichte hineingekommen und hatte tatsächlich eher Probleme damit, dieses Buch überhaupt wieder aus der Hand zu legen.

Niemand will ein schlechter Mensch sein. Aber manche Menschen - so wie ich - können einfach nicht anders.

Daria ist für mich eine wirklich einzigartige Protagonistin. Sie sieht sich selbst als ein Monster an und stellt sich zwar als beliebte und verwöhnte  Prinzessin dar, aber nicht im positiven Sinne. Sie verachtet sich selbst, ist verbittert, wütend und unkontrolliert. Aber was sie noch viel mehr ist als diese Dinge, ist schrecklich verletzlich, einsam und verloren. Sie ist ein ganz und gar gebrochener Mensch, der im Laufe der Geschichte beginnt, auseinander zu brechen - aber das ist gut so, weil nur so die Chance besteht, am Ende wieder heil und mit jedem Teil an der richtigen Stelle zusammengesetzt zu werden. Ich war wirklich noch nie innerlich so zerrissen wie bei ihr. Denn auf der einen Seite tut Daria furchtbar viele schreckliche Dinge, die man auf keinen Fall schön reden kann, und trifft zu oft die falschen Entscheidungen. Aber auf der anderen Seite ist es so, dass man sie dadurch, dass man als LeserIn einen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommt, tatsächlich verstehen und mit ihr mitfühlen kann. Ihr Verhalten macht zumindest teilweise nach und nach immer mehr Sinn und was ich bei ihr am faszinierendsten finde, ist die Entwicklung, die sie im Laufe der Geschichte durchmacht. Man begleitet sie dabei, wie sie sich langsam aus dem Käfig voller Hass, Frustration und Verzweiflung befreit - auch wenn dieser Weg mit vielen Höhen und Tiefen und einer Achterbahnfahrt der Gefühle verbunden ist. Daria ist für mich definitiv einer der authentischsten und greifbarsten Charaktere, über die ist bisher gelesen habe. Und alleine das war schon ein kleines Highlight für mich.

Auch Penn scheint ein gebrochener und auf den ersten Blick ziemlich verkorkster Charakter zu sein, wobei ich aber sagen muss, dass er mir noch "ganzer" erschienen ist als Daria. Er hat eine alles andere als einfache Vergangenheit hinter sich, wird von Schuldgefühlen geplagt und ist ein sehr verschlossener, kühler und lange Zeit auch unnahbarer Mensch. Auch er steckt voller Hass, Wut und Verachtung, unter die sich aber auch noch ein anderes Gefühl mischt - nämlich Liebe. Und auch, wenn er mit diesem Gefühl nicht umgehen kann und anfänglich nichts damit anzufangen weiß, ist es da. Penn's Verhalten ist nicht mit Daria's zu vergleichen, aber es hat mir trotzdem an einigen Stellen wiedersagt. Ich habe ihn nicht immer verstanden, aber ich habe ihn zu verstehen gelernt. Denn auch er macht eine deutlich Entwicklung durch, lernt aus seinen Fehlern, lernt einiges über sich selbst, lernt sich zu öffnen, legt ein Stück des Alten ab und findet dafür einen Teil der früheren Version seiner Selbst wieder. Was dabei aber am besten ist? Er bleibt sich treu, verstellt sich für nichts und niemanden und überzeugt mit seiner Authentizität.

Nach all diesen Jahren will ich sie immer noch fertigmachen. Und sie dann wieder aufbauen. Und dann noch mal und noch mal … und noch mal.

Die Liebesgeschichte hat mich an den Rand der Verzweiflung gebracht. Sie ist anders, sie ist kompliziert und sie ist hochgradig explosiv. Denn Daria und Penn sind nicht wie Katz und Maus, sondern wie Benzin und Feuer - immer kurz vor der Explosion. Zwischen ihnen herrscht eine Hassliebe, bei der lange Zeit nicht klar ist, welche der beiden Emotionen stärker ist, wodurch absolutes Gefühlschaos natürlich vorprogrammiert ist. Gerade zu Beginn scheint das - was auch immer zwischen ihnen ist - einfach nur verkehrt zu sein. Aber etwas, das falsch ist, darf sich doch eigentlich nicht so wunderbar richtig anfühlen? Wer hier übrigens auf Bienchen und Blümchen hofft, den muss ich leider enttäuschen. Diese Liebe ist rau, grob und gefährlich, aber dafür im tief Kern auch umso echter, emotionaler und intensiver. Penn schafft es als einziger, hinter Daria's Fassade zu schauen und Daria hat nur bei ihm das Gefühl, sie selbst sein zu können. Den beiden werden wahnsinnig viele Steine in den Weg gelegt, aber egal, wie tief sie fallen und wie hart der Aufprall auch ist - sie stehen immer wieder auf und kämpfen weiter. Und ich habe absolut mit ihnen mitgefiebert- und gefühlt! Ich habe gelitten, war verzweifelt und mit meinen Nerven am Ende. Ich war wütend, enttäuscht und schockiert. Aber ich habe ebenso gehofft und geliebt. Diese Liebesgeschichte offenbart ihre brutale Echtheit im Verlauf der Geschichte und man sollte sich sicher sein, dass man darauf vorbereitet ist.

Was mir unglaublich gut gefallen hat war auch, dass sowohl die erste Generation, also die Hot Holes, mehrmals im Buch aufgetaucht sind, als auch dass man schon Kleinigkeiten von Knight und Luna - um deren Geschichte es im zweiten Band gehen wird - , sowie von Vaughn - um dessen Geschichte es im dritten Band gehen wird - mitbekommt. Die Freundschaft zwischen den Dreien und Daria ist ein wichtiger Bestandteil dieser Geschichte und ich habe ihren Zusammenhalt und die Loyalität, die zwischen ihnen herrscht, unglaublich geliebt! Zudem macht es einen wirklich umso neugieriger auf Band 2, bei dem ich mir übrigens sicher bin, dass er mindestens genauso emotional und grandios werden wird, wie dieser hier.

Die einzige Möglichkeit, mich vor dem Feuer zu schützen, war, ein noch größeres zu entfachen. Wenn sie mich für unberührbar hielten, würden sie mich fürchten, anstatt mich zu verhöhnen.

Ganz besonders eine Szene zum Ende des Buches hin ist mir im Gedächtnis geblieben, weil sie für mich einfach wahnsinnig ausdrucksstark war. Ich kann natürlich nicht verraten, worum genau es geht, aber diese Szene zeigt, dass niemand makellos oder perfekt ist. Dass jeder sein Päckchen zu tragen und seine Geheimnisse hat. Und dass diese Dinge ihn zwar verletzlich, aber dafür eben auch menschlich machen. Es wird hier ganz deutlich, wie viel Schaden damit angerichtet werden kann, in eine Scheinwelt zu fliehen, so zu leben als wäre man unantastbar und vorzugeben, jemand zu sein, der man eigentlich gar nicht ist. 

Was mir dieses Buch sonst noch gezeigt hat?
1. Ich LIEBE kaputte Charaktere, denn sie sind für mich am interessantesten, faszinierendsten und vor allem am greifbarsten.
2. Unvollkommenheit macht einen nicht weniger wertvoll, sondern menschlich.
3. Liebe darf rau, grob und auch kompliziert sein solange sie echt ist.
4. L. J. Shen schreibt keine Bücher, sie erschafft Kunstwerke, die allesamt eine tiefere Bedeutung haben.

Das Ende ist das Einzige, was mir an diesem Buch nicht so gut gefallen hat wie. Es ist typisch L. J. Shen und ich glaube, ich werde niemals ein Fan von ihren Enden werden. Aber es ändert rein gar nichts daran, dass der Rest für mich einfach absolut gestimmt hat und mich nicht nur voll und ganz überzeugen, sondern vor allem auch berühren und absolut mitreißen konnte.

Bewertung
⭐⭐⭐⭐⭐/⭐⭐⭐⭐⭐






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